Warum wollen Entwickler nicht mit WordPress arbeiten? (Update)

(Update) Unten stehender Tweet hat vor kurzem eine schöne Diskussion bei Twitter entfacht und damit die zentrale Frage “Warum wollen Entwickler nicht mit WordPress arbeiten?” in den Raum gestellt. Ich möchte mir das mal näher anschauen.

WordPress wird immer öfter benutzt. Und Entwickler wollen immer weniger damit arbeiten.

Das zeigt uns die Developer Umfrage 2016 von StackOverflow. Dabei wurde geschätzt, dass sich unter den befragten 0,4% aller Entwickler auf der Erde befanden. Ob die Umfrage repräsentativ ist, sei dahingestellt. Fest steht, dass WordPress auf einem aufstrebenden Ast steht. Das wissen wir ja schon länger. Nichts desto trotz wollen viele Entwickler wohl trotzdem weg von WordPress. Aber stimmt das wirklich?

Chris Lema hat in seinem Blogbeitrag auch Stellung dazu genommen. Interessant ist demnach, was in der Definition steht. Und zwar folgendes:

“% of developers who are developing with the language or tech but have not expressed interest in continuing to do so”

Seiner Ansicht nach hat diese Definition nichts mit dem Wort “dreaded” zu tun, was ins Deutsche übersetzt so viel heißt wie “gefürchtet”. Es ist einfach “nur” Desinteresse. Entwickler sind also erst einmal nicht an WordPress interessiert.

Richtig geschockt scheint Ryan McCue trotzdem gewesen zu sein, als er die Umfrage sah:

Aber die WordPress-Community wäre nicht die WordPress-Community, wenn sie das nicht sofort versuchen würde, Lösungen zu finden:

Die Frage ist, was können wir dagegen tun? Bzw. die Frage ist eigentlich:

Warum wollen Entwickler nicht mit WordPress arbeiten?

Ich persönlich verstehe (auch) nicht, warum Entwickler nicht mit WordPress arbeiten wollen, treffe aber immer wieder – auch während meiner Reisen – auf Developer die sagen, dass sie WordPress irgendwie zwar gut finden aber sie es einfach “hassen” damit zu arbeiten. Ja richtig gehört: es gibt Entwickler, die WP hassen. Das ist natürlich die eine Seite der Geschichte und man kennt nie die gesamte Story dahinter. Vielleicht ist es ja auch einfach so, dass diese Leute – vorsichtig ausgedrückt – einfach das Wissen um WordPress fehlt und sie deshalb so reagieren. Zu vergleichen wäre das etwa mit einem JS-Entwickler der plötzlich Swift programmieren soll. Man kriegt es wahrscheinlich irgendwie hin aber optimal ist es nicht. Das kann man auch in Chris Lemas Blogpost herauslesen. Demnach wurden bei StackOverflow Leute gefragt, die ständig mit vielen verschiedenen Dingen zu tun haben. Und WordPress ist eines davon. (Das ist wohl auch der Grund, warum Leute, die sich auf WordPress spezialisiert haben – wie ich – es lieben damit zu arbeiten.)

Trotzdem stelle ich mir folgende Fragen:

Ist WordPress zu einfach?

Wir wissen alle:

WordPress ist einfach.

Und da mittlerweile auch viele Hoster eigene WordPress-Pakete mit fertig installierten WordPress-Umgebungen anbieten ist das Starten des eigenen Blogs noch einfacher geworden.

Der Kunde braucht ein Formular? Er installiert sich ein Formular-Plugin. Er will ein neues Design? Er kauft sich ein Theme oder downloadet es irgendwo. Das geht sehr oft gut. Oft aber auch nicht. Dann nämlich, wenn es irgendwann zu viel wird:

  • die Seite wird womöglich langsam;
  • Updates lassen sich vielleicht nicht richtig einspielen;
  • Seiten werden evtl. gehackt;
  • Der berühmte “White-Screen-of-Death” taucht vielleicht mal auf;

Alles natürlich Dinge, die nicht nur WordPress betreffen. Ich bin mir auch sicher, dass Joomla- und Drupal-User mit den selben Problemen kämpfen.

Matt Mullenwegs Konzept war immer folgendes:

Nimm etwas schwieriges und mach es einfacher.

Das hat er auch in seinem letzten Interview noch einmal betont. Und was soll man sagen? Er hat es geschafft. Aber wenn man eine Seite (die WordPress-Benutzer) zufrieden stellen will, muss man die Freiheiten der anderen Seite (die Developer) einschränken. Oder gibt es einen Mittelweg?

Auf meinen Reisen habe ich einen Entwickler getroffen der folgendes getan hat: er lässt in einem MU-Plugin keine neuen Plugins zu. Das hat zur Folge, dass der Kunde bei jedem Versuch, ein neues Plugin installieren zu wollen, zuerst zu ihm kommen muss. Ist das der richtige Weg? Muss der Entwickler es am Ende immer richten?

Signifikante Änderungen am WordPress-Core-Code

Alain Schlesser beleuchtet das Thema von einer anderen Seite und bezieht sich direkt auf den Code. Seiner Ansicht nach muss man zuerst einmal die Abwärtskompatibel aufgeben. Mit neuen PHP-Versionen kommen neue Funktionalitäten, die die Entwickler aufgreifen können. WordPress ist nach wie vor mit Version 5.2.4 kompatibel. Eine Version die seit Januar 2011 keine Updates mehr erhält.

Grundsätzlich heißt das aber nicht, dass man sich als (Plugin-)Entwickler daran halten muss. Aus meiner Erfahrung hat man bei fast jedem Hoster die Möglichkeit, die PHP-Version auf eine neuere Version umzustellen. Was würde passieren, wenn Plugin- und Theme-Developer anfangen würden, ältere PHP-Versionen auszuschließen?

Alain würde sich überdies noch weitere Dinge für WordPress wünschen: Namespaces, Autoloading, einen Package-Manager, Semantic Versioning sowie generell mehr “ordentliches” OOP.

WordPress ist trotzdem super … oder?

Wenn man so die Follow-Up-Tweets stöbert merkt man ganz schnell, dass vielleicht nicht so toll ist. Aber vieles ist super. Generell kam auch der Kommentar, man solle nicht so viel auf diese Umfrage geben, weil StackOverflow angeblich auch voll mit Leuten ist, die sich über Dinge beschweren:

https://twitter.com/marktimemedia/status/710497006360379392

Fazit

Ich glaube, es ist insgesamt ein schwieriger Weg alle Bedürfnisse vollkommen zu befriedigen. Letztlich will in einem Community-Projekt jede Stimme Gehör finden. Sicher ist, dass es viele Entwickler gibt, die nicht mit WordPress arbeiten wollen. Aber um die restlichen 75% aller Website-Betreiber zu erreichen muss die Community alles unternehmen um auch die Entwickler auf ihre Seite zu ziehen.

In seinem letzten Interview hat man schon gemerkt, dass Matt immer weiter in Richtung JavaScript drückt. Ist das vielleicht der richtige weg? Laut der Umfrage von StackOverflow ist JavaScript weiterhin unter den “Most-Wanted” Technologien. Würden wir damit die Entwickler glücklicher machen?

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