Digitaler Nomade auf Ko Samui – ein WordPress Developer packt aus

Nichts ist so schön wie ein Traum der in Erfüllung geht. Folgendes ging mir nicht mehr aus dem Kopf: “Da Arbeiten, wo andere Urlaub machen.” Jeder kennt diese Satz und ich finde ihn zum Kotzen. Zu den “andren” gehörte nämlich immer ich. Aber jetzt nicht mehr.

TL;DR

  • Mein Traum ging in Erfüllung: Arbeiten und Reisen verbinden;
  • Das Internet in Thailand ist nicht so stabil wie man eventuell glaubt;
  • Internet über 4G funktioniert perfekt;
  • Die Kunden finden die Tatsache dass man seine Ziele verfolgt auch super cool;
  • Der Zeitunterschied ist für keinen der Kunden ein Problem;
  • Das Lebensgefühl steigt;
  • Aber eine Frage ist offen. Die steht ganz am Ende dieses Beitrags.

Urlaub für einen Selbständigen …

ist irgendwie ein Unding. Es hat nämlich mehrere Nachteile:

  • Man legt seine Arbeit für eine gewisse Zeitspanne nieder;
  • Ohne Ziele verplempert man seine Zeit mit trallala;
  • D.h. in meiner Situation stoppt man das, was man eigentlich gerne tut;
  • Man verliert evtl. Aufträge weil man nicht erreichbar ist;
  • Man verdient kein Geld;

Jetzt könnte man natürlich sagen: “Das ist doch super! Urlaub sollte ja genau dazu da sein”. Richtig. Das mag für die meisten Menschen stimmen. Aber nicht für mich. Urlaub war für mich immer nur das: hör auf das zu tun, was du jeden Tag tust. Und das wollte ich eigentlich nicht. Coden ist und war schon immer meine Leidenschaft. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Das einzige was mich davon abhält nicht zu Coden ist das Reisen. Und jetzt beides verbinden zu können ist schon irgendwie ultracool.

Wobei wir jetzt natürlich sofort bei der Frage sind: arbeitet man um zu Leben oder lebt man um zu Arbeiten? Diese Frage will ich aber an dieser Stelle gar nicht beantworten. Vielmehr möchte ich beschreiben, wie es mir in den ersten 8 Wochen meines selbst erschaffen Lifestyles ergangen ist. Und zwar aus Sicht eines WordPress Entwicklers.

Den ersten Schritt wagen

Klar war immer, dass wir weg mussten. Ich und meine Frau. Wir redeten seit Jahren darüber. Unternommen haben wir nie was. Der Drang wurde aber immer größer. Den Ausschlag gab dann der Besuch des WordCamps in Köln wo meine Frau einen Vortrag zum Thema “Arbeiten und Reisen” besuchte.

Noch am selben Wochenende schmiedete sie Pläne über ihre Zukunft und verfasste gedanklich ihre Kündigung.

Da sie wusste, dass ich schon immer Arbeiten mit Reisen verbinden wollte, war das für natürlich mich ein tolles Wochenende 🙂

Ziele setzen

Es dauerte noch ein paar Wochen bis die Kündigung endgültig beim Arbeitgeber lag. Die darauf folgende 3-monatige Kündigungsfrist verschaffte uns noch ein bisschen Zeit. Zeit die wir brauchten um zu verstehen was da in Moment abgeht und uns zu überlegen was wir uns davon erhofften. Dazu gehörten im groben zwei Dinge:

  1. Reisen so lange es geht. Mindestens aber 6 Monate.
  2. Ausbau meines Unternehmens zusammen mit meiner Frau.

Raus aus der Komfortzone

Zweifelsohne bewegt man sich bei solchen Aktionen komplett aus der gewohnten Umgebung.

  • Man verlässt Freunde und Familie.
  • Man zieht in ein anderes Land, womöglich mit einer ganz anderen Kultur.
  • Man verändert seine tägliche Arbeitszeit und Erreichbarkeit.
  • Und man hat generell so keine Ahnung, was man überhaupt davon erwarten kann.

Ein Änderung der Routine. Zumindest für eine gewisse Zeit.

Ankommen in der neuen Welt

Rucksack rauf und weg. So lautete die Devise. Und Zack bist du in Thailand. Einen Kulturschock hatten wir nicht, denn da waren wir schon einmal. Aber klappt das mit dem Arbeiten?
Meinen Kunden sagte ich, ich sei für 3 Wochen in Urlaub. Sie sollten von alledem – vorerst zumindest – nichts mitbekommen. Ich wollte erst einmal probieren, wie es so ist. Heimfliegen könnte ich ja letztlich immer noch.
Nach drei Tagen hatten wir unsere Unterkunft, ein Bungalow auf Koh Samui, gefunden. Und da war es schon, das erste Problem:

Das Internet war langsam.

Sehr langsam. Das war eigentlich noch nicht einmal das Problem. Es war die Tatsache, dass es manchmal einfach gar nicht mehr funktionierte. Skypen war fast unmöglich. Geschweige denn ein Kundengespräch. Scheiße. Ich sah mich schon im Flieger nach Deutschland sitzen. Im kalten Kellerbüro. Ähh… nein! Stop. Das kann nicht sein.“In Thailand ist das Internet doch super schnell”, sagt ihr jetzt?! Ja, das war eigentlich auch meine eigene Erfahrung vor zwei Jahren.
Also riefen wir unseren Vermieter an. Er stellte uns einen neuen Router auf. Das war zwar teilweise schneller aber letztlich genauso unbeständig. Klappte also auch nicht.
Ich stoßte zufällig über einen aktuellen Blogbeitrag von Uberspace mit dem schönen Titel Telearbeit unter Palmen. Dort beschrieb Moritz seine Erlebnisse und Erkenntnisse beim Arbeiten in Thailand. Er überwintert dort nämlich auch. So schrieb er, dass er sich eine SIM-Karte eines Anbieters geholt hat. Und die funktionierte angeblich super. Also tat ich das, nach kurzer Recherche im Internet, dann auch.

Kurz um: ich holte mir eine Karte von DTAC. Umgerechnet circa 20 € habe ich für 9 GB Datenvolumen bezahlt. Das coole dabei ist, dass man nach dem Verbrauch – nicht wie in Deutschland üblich – auf EDGE-Niveau, sondern “nur” auf 384kb/s gedrosselt wird. YouTube Videos kann man sich dann natürlich auch nicht mehr ansehen aber für einfaches surfen und Arbeiten reicht’s aus. Super ist auch das man das DTAC-Wifi Netz des Anbieters mit unbegrenztem Datenvolumen nutzen kann, falls es vorhanden ist. Das ist meist in größeren Einkaufszentren der Fall.

Details zur SIM-Karte

Für alle die es nachmachen wollen hier noch die Details:

  • Happy SIM 50 Bath;
  • SIM-Karten müssen registriert werden (Reisepass);
  • Maximales Datenvolumen aktuell (Jan. 2016): 12 GB;
  • Aufladen kann man bequem per PayPal zum Beispiel auf folgender Website (dort findet man auch die Zahlencodes, die man dafür braucht): mobiletopup.com;
  • Mit dem Zahlencode *4000# bekommt man Zugangsdaten für das DTAC-Wifi-Netz zugeschickt;
  • Wo das DTAC-Wifi-Netz vorhanden ist kann man folgender Webseite entnehmen: DTAC Wifi Coverage;
  • Achtung: Viele WLAN-Netze sind nicht (!) oder nur schlecht gesichert. Für das sichere Surfen empfehle ich einen VPN-Service zu nutzen. Ich persönlich nutze das Angebot von GoldenFrog (genannt VyprVPN);
  • Zur Info: ein normales Telefon Gespräch verbraucht circa 1 MB pro Minute;
  • Einen Video Chat verbraucht circa das fünf- bis sechsfache;
  • Bei mir hat’s für ca. 3 Wochen gereicht. 12 GB wären also nicht schlecht gewesen.

Und die Kunden?

Mit der SIM-Karte hat der Zugang zum Internet extrem gut funktioniert. Die Sprachqualität war so gut das meine Kunden gar nicht gemerkt haben dass ich in Thailand sitze. Trotzdem habe ich es allen Kunden beim ersten Telefonat gesagt. Und zwar am Ende des Gesprächs. Kurz um: Sie waren alle baff, haben sich aber anstandslos für mich gefreut. Deshalb an dieser Stelle ein Dankeschön an meine Kunden. Ihr seid die Coolsten.

Übrigens: ich habe mir einen Zugang von Sipgate geholt. Dort kann ich die Telefonnummer von meinem Büro faken. Das bedeutet dass die Angerufenen meine normale deutsche Nummer sehen. Ich denke, das dass zwar nicht unbedingt nötig gewesen wäre, aber ich glaube eine deutsche Telefonnummer weckt doch etwas mehr Vertrauen. Umgedreht funktioniert das natürlich auch: meine Kunden rufen ganz normal auf meiner Festnetznummer an. Es läutet dann auf Koh Samui an meinem MacBook 🙂

Was ist mit dem Zeitunterschied?

Um es auch hier auf den Punkt zu bringen: es ist genial! Ich kann Änderungen an der Webseite zu deutscher Zeit in der Nacht einpflegen. Das war mir jetzt schon ein paar mal von sehr großem Vorteil. Außerdem können arbeiten letztlich komplett über Nacht erledigt werden.

Ich habe mir immer gedacht dass das eigentlich gar nicht möglich wäre. Aber das war irgendwie immer nur in meinem Kopf ein Problem. Den Kunden ist es ja eigentlich egal wann, wie und wo etwas erledigt wird. Hauptsache es wird zeitnah erledigt.

Freiheit

Insgesamt habe ich das Gefühl dass die Lebensqualität gestiegen ist. Ob das jetzt davon kommt, dass alles ungewohnt Neu ist?
Dem deutschen Winter konnte ich auf alle Fälle nie etwas abgewinnen. Umso cooler ist es jetzt natürlich, weil ich meist im Freien arbeiten kann. Viel Sonne erzeugt dazu immer gut Laune. Zumindest für mich.

Und am Ende steht die Frage: Wieso haben wir das nicht schon früher gemacht?